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Ausgabe vom 07. August 2014



  • Ist mit Photovoltaik-Anlagen noch Geld zu verdienen?



 



Ist mit Photovoltaik-Anlagen noch Geld zu verdienen?




 


von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL        FacebookLike   TwitterFollow

Liebe Leserinnen, liebe Leser,    

wer von uns ärgert sich nicht über die ständig steigenden Energiekosten - allen voran die Strompreise? Längst spricht man von der sogenannten zweiten Miete, denn die Nebenkosten für´s Wohnen klettern immer drastischer in die Höhe. Wohl dem, der ein Eigenheim hat. Denn hier hat man noch am ehesten die Möglichkeit mit ein wenig Geschick die Verbrauchskosten selbst zu beeinflussen.

Dabei will ich heute auf die Photovoltaik-Anlagen eingehen, die vielleicht so mancher von Ihnen auf dem Dach hat. Da der Staat die Solarförderung in den vergangenen Jahren drastisch reduziert hat und die Einspeisevergütungen gekürzt wurden, muss man sich als Hausbesitzer die Frage stellen, ob sich die Anschaffung der Sonnenernergie-Module noch lohnt.


Staatliche Förderung drastisch gekürzt

Die staatliche Förderung geht durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) monatlich weiter nach unten. Dementsprechend ist die Zahl der neu installierten Anlagen zurückgegangen. Vermutlich lohnt es sich kaum noch, den Solarstrom einfach gegen eine garantierte Einspeisevergütung an die Stromkonzerne weiterzuleiten. Die Rendite für dieses früher so lukrative Geschäftsmodell liegt mittlerweile unter 1%.

Trotzdem kann sich eine Photovoltaik-Anlage auch heutzutage noch lohnen. Entscheidend dabei ist, wie viel man von dem selbst produzierten Strom auch selbst nutzen kann. Denn die Solarmodule sind mittlerweile so preiswert, dass der Solarstrom vom Dach nun viel billiger ist als der Versorger-Strom aus der Steckdose. Für kleine Dachanlagen auf Privathäusern ergeben sich daher interessante Chancen, selbst ohne opulente Förderung gute Renditen zu erzielen.


Geschickte Taktik beim Stromverbrauch hilft Kosten sparen

Der Dresdener Solarmodulhersteller Solarwatt hat einmal zwei vergleichbare Haushalte gegenübergestellt, wovon der eine seinen gesamten Strom in Versorgernetze einspeist, der andere hingegen ca. ein Drittel seines eigenproduzierten Stroms selbst verbraucht. Das Ergebnis ist interessant:

Derjenige, der den gesamten selbst erzeugten Strom ins Netz einspeist, landet bei gleichen Bedingungen sowie einem Anschaffungspreis von 5.600 Euro für die Dachanlage bei 20 Jahren Nutzungszeit bei einer Rendite von von 0,3%. Dem zweite Haushalt mit einem Eigenverbrauch von rund 34% (ca. 1.540 Kilowatt/Stunde) des Jahresstromverbrauchs bei angenommenen 4.500 Kilowatt/Stunde (Verbrauch eines durchschnittlichen Familienhaushalts) entsteht eine Rendite von rund 7%.

Dies sei ein realistischer Wert, wie Simon-Boris Estermann vom Fachverband Energie- und Gebäudetechnik (FEG) bestätigt. Diese Quote könne beispielsweise durch den gezielten Einsatz stromfressender Elektrogeräte tagsüber erreicht werden - und das sogar ohne große Nachrüstungen. Über 20 Jahre verteilt und unter der Annahme stetig steigender Strompreise, sei so insgesamt eine Ersparnis von rund 13.713 Euro möglich, was das Haushaltsbudget deutlich entlastet und die Anschaffungskosten mehr als ausgleicht. Dabei werde die Anlage nach Aussage von Estermann umso effizienter, je kleiner sie ist.


Je höher der Eigenverbrauch desto höher die Rendite

Solche Renditen sind allein mit der Einspeisung ins Stromnetz für Neukunden nicht mehr erreichbar. Denn der Staat hat die Solarstromförderung in den vergangenen beiden Jahren fast halbiert. Wer im Juli 2014 eine Dachanlage mit einer Leistung von bis zu 10 Kilowatt installiert hat, erhält nur noch 12,88 Cent pro Kilowattstunde Solarstrom, den er ins öffentliche Netz einspeist. Im Jahr 2012 bekam man von den Netzbetreibern dagegen noch 24,43 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde gutgeschrieben - garantiert über 20 Jahre.

Die niedrige Vergütung allein mache es kaum noch rentabel, den erzeugten Strom an den Netzbetreiber zu verkaufen. „Wer den Solarstrom komplett einspeist, kann oft schon froh sein, wenn er in 20 Jahren wenigstens die Kosten wieder hereinholt“, meint Thomas Seltmann, Photovoltaikexperte der Stiftung Warentest. Im Falle einer Kreditfinanzierung droht laut Stiftung Warentest sogar ein Verlust.

Wir haben gelernt: Eine Photovoltaik-Anlage lohnt sich für den Eigenheimbesitzer, wenn die Bewohner den erzeugten Strom größtenteils selbst nutzen. Dies meint auch Hans-Jürgen Janning, Energieberater bei der Verbraucherzentrale, und fügt hinzu, dass ein gutes Timing beim Stromverbrauch und der Einsatz von Speichern, die eine zeitversetzte Nutzung der Sonnenenergie erlauben, hilfreich seien.

Janning rechnet vor: Ein Hausbesitzer, der jetzt eine kleine Photovoltaik-Anlage in Betrieb nimmt, erhalte für eine Kilowattstunde etwa 13 Cent Einspeisevergütung. Für eine aus dem Netz bezogene Kilowattstunde zahle er im Durchschnitt rund 28 Cent. Wenn er also eine Kilowattstunde einspeise, während er zugleich eine einkaufe, zahle er effektiv 15 Cent. Nutze er seinen selbst erzeugten Strom direkt, spare er genau diese 15 Cent. Denn er verzichte zwar auf die Vergütung von 13 Cent, senke aber seine Verbrauchsrechnung um 28 Cent.


Nutzen Sie die Sonne, wenn sie scheint!

Eine kluge Planung ist heutzutage wichtiger als zu Zeiten hoher Einspeisevergütungen. Deshalb sollte eine Anlage heute so konzipiert sein, dass ein möglichst großer Teil des selbst produzierten Stroms direkt verbraucht wird. Die größte Hürde dabei: Die Energie wird oft nicht zu dem Zeitpunkt benötigt, zu dem sie erzeugt wird.

„Ohne besondere Maßnahmen kann ein Haushalt in der Regel rund 30% des Stroms vom eigenen Dach selbst nutzen“, erklärt Energieberater Janning. „Wer aber seine Geräte klug einsetzt, indem er zum Beispiel die Waschmaschine bei Sonnenschein anlaufen lässt, kommt auf 40%.“ Aus Hausfrauensicht lässt sich hinzufügen, dass man dann ja auch keinen energiefressenden Trockner braucht. Die Sonne erledigt auch das Trocknen auf der Leine umsonst.

Dem eigenen Energiemanagement kommt somit eine wichtige Rolle zu, mit der sich eine Menge Geld sparen lässt und mit der Sie nicht zuletzt auch der Umwelt etwas Gutes tun.

Damit grüße ich Sie herzlich.

Ihre
Martina Bisdorf

PS: Russlands Präsident Wladimir Putin reagiert mit entschlossener Härte auf die westlichen Sanktionen. Nach neusten Meldungen sind nicht nur die Importe von Lebensmitteln aus der EU, den USA sowie Australien, Kanada und Norwegen verboten, der Kreml erwägt auch ein Überflugverbot über das russische Territorium. Wie ich letzte Woche an dieser Stelle berichtete, sind die Sanktionen durchaus zweischneidig bis unberechenbar. Wir werden Sie über die entscheidenden Auswirkungen auf dem Laufenden halten.





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