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Ausgabe vom 11. Juni 2014
- Anprobieren und zurück wird künftig schwieriger – Aber es gibt Schlupflöcher
- Zitat der Woche
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Anprobieren und zurück wird künftig schwieriger
– Aber es gibt Schlupflöcher
von Martina Bisdorf
Redaktion BÖRSEN-SPIEGEL Like Follow
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Freitag der 13. wirft seine Schatten voraus… Aber keine Angst, es wird nichts passieren. Es werden sich ab diesem Datum nur ein paar Neuerungen im Online-Versandhandel ergeben. So soll im Wesentlichen der Umtausch von bestellter Ware schwieriger werden. Besonders in Deutschland gelten die Online-Händler als kulant, wenn es um den Umtausch geht. Man spricht gar von einer „ausgeprägten Umtauschkultur“.
Denn bis dato kann man munter Schuhe, Kleider und Möbel bestellen, die man dann, wenn´s zwickt oder doch nicht zur Wandfarbe passt, kostenlos retour schicken kann. In keinem anderen europäischen Land geht das so einfach wie bei uns. Und das wird angeblich maßlos übertrieben.
Zeitmangel – Der Wachstumstreiber für den Online-Handel
Was mich anbelangt, ziehe ich gerade bei Kleidung und Einrichtungsgegenständen den konventionellen Einkauf vor Ort vor. Man kann alles anprobieren, anfassen und auf einen Stuhl muss ich mich erst mal draufsetzen, bevor ich ihn kaufe. Außerdem will man ja auch die ortsansässigen Geschäfte unterstützen. Was wäre die Innenstadt ohne Läden?
Wenn da nur nicht das ewige Zeitproblem wäre. Wann kommt man als Berufstätiger schon mal in die Stadt. Und wenn man sich dann spät abends oder samstags, wenn alle loslaufen, aufmacht, findet man garantiert keinen Parkplatz,… bis in der Innenstadt dann schon die Geschäfte zugemacht haben. Das kennen Sie sicher auch.
Also bleibt doch für so vieles, was man einfach braucht, letztlich nur der Versandhandel übrig. Bei Büromaterial, Büchern, Computerzubehör oder Geschenken, die man noch schnell braucht, bleibt dann oft nur noch der Griff zur Tastatur. Am nächsten Tag hat man seine Ware und kann beruhigt seine Arbeit tun oder zur Geburtstagsparty gehen. Die Zeitersparnis kommt uns allen entgegen. Und inzwischen wissen das sehr viele Menschen zu schätzen.
So wurde laut Expertenangaben im letzten Geschäftsjahr bereits 8% des gesamten Handelsvolumens über Online-Versand getätigt. Tendenz steigend.
Zurück auf eigene Kosten – Allerdings nicht überall
Wer bei Amazon, Zalando oder einem anderen Online-Händler bestellt, muss sich ab 13. Juni auf neue Regeln einstellen. Bisher gab es ein automatisches Rückgaberecht. Künftig müssen wir bei Nichtgefallen innerhalb von 14 Tagen die Bestellung widerrufen. Ein entsprechendes Formular für den Widerruf muss der Händler mitsenden. Man kann dies natürlich auch formlos per Fax oder E-Mail tun.
Achtung: Ausdrücklicher Widerruf erforderlich
Achten Sie in diesem Fall bitte auf die genaue Formulierung. Die Bestellung muss ausdrücklich widerrufen werden, d.h., das Wort „Widerruf“ bzw. „widerrufen“ muss explizit im Text vorkommen. Für die Kosten der Rücksendung muss der Kunde aufkommen. Allerdings müssen die Online-Händler ihren Kunden mindestens eine kostenfreie, zumutbare Bezahlmöglichkeit anbieten. Zuschläge, beispielsweise für den Kauf mit Kreditkarte ohne vergleichbare Alternativen, sind nicht zulässig. Ebenso ist es unzulässig, im Online-Bestellformular kostenpflichtige Zusatzleistungen bereits anzukreuzen.
Die großen Händler, wie Amazon oder Otto haben laut Medienangaben allerdings bereits angekündigt, auch weiterhin die Retouren-Kosten für ihre Kunden zu übernehmen. Diese Form der Kulanz kann ihnen kaum ein Gesetzgeber verbieten. Von der Rücksendung ausgeschlossen sind weiterhin Waren, die aus hygienischen Gründen versiegelt sind und deren Verpackung geöffnet wurde. Aufgepasst: „Das gilt auch für elektronische Datenträger, bei denen die Versiegelung geöffnet wurde und bei denen unklar ist, ob sie benutzt wurden“, gab Rechtsanwalt Albrecht von Breitenbuch von der Berliner Kanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe zu bedenken.
Die neue Gesetzgebung ist nicht einschneidend – Soll aber das Konsumverhalten der Verbraucher beeinflussen
Sie merken, die Neuregelungen werden de facto kaum Einfluss auf die Abwicklung der Online-Geschäfte haben. Wie ich die Sache sehe, und was auch aus Expertenkreisen bestätigt wird, gibt es bei dem Vorhaben zwei Hintergedanken: Zum einen will man sich von dem deutschen Sonderstatus (wie oben beschrieben) in Sachen Warenumtausch distanzieren, so zu sagen ein europäisches Gleichgewicht herstellen. Und zum anderen sollen wohl die Kunden dafür sensibilisiert werden, erst zu überlegen oder vielleicht zu probieren, bevor sie sich für einen Kauf entscheiden.
Vielleicht hat die Wahllosigkeit beim Einkauf – wie leider auch anderswo – doch überhand genommen. Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis so umsehe, was da manchmal hin- und hergeschickt wird – unter betontem Stress – kann ich bei diesem Argument durchaus mitgehen. Wenn es denn hilft und zurückführt zu dem, was wir als Kinder beigebracht bekommen haben, „erst denken, dann handeln…“
Wie gestalten Sie Ihren Einkauf? Sind Sie auch schon online-infiziert oder gönnen Sie sich ab und an den Bummel durch die Stadt? So eine Shopping-Tour hat ja auch etwas. Schreiben Sie mir unter Martina.Bisdorf@boersenspiegel.com.
Musterdepotwert Amazon bietet gerade eine gute Einstiegsgelegenheit
Nicht ohne Grund haben wir den weltweit größten Online-Händler Amazon im spekulativen Musterdepot unseres BÖRSEN-SPIEGEL. Der Online-Handel boomt und ein Ende ist nicht in Sicht, zumal laut jüngsten Umfragen die Konsumlaune der Deutschen und der Europäer im Allgemeinen wieder gestiegen ist. In der aktuellen Ausgabe des BÖRSEN-SPIEGEL können Sie nachlesen, wie der Basiswert der Handelsbranche seine Produktpalette erweitern will. Die Aussichten dafür sehen Jürgen Schmitt und sein Team sowie andere Experten jedenfalls positiv.
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Es grüßt Sie herzlich und kritisch zur Wochenmitte
Ihre
Martina Bisdorf
PS: Ich hoffe, Sie sind von der jüngsten Unwetterserie verschont geblieben. Allzu große Sorgen scheinen sich die Versicherer deswegen bis jetzt noch nicht zu machen. Sie gehen laut Expertenangaben davon aus, dass sich die Schäden geringer belaufen werden als bei dem Jahrhundertsturm „Kyrill“ 2007, der eine Schadensumme von rund 2,7 Mrd. Euro verursacht hat.
Zitat der Woche:
„Als Trainer stehst du an der Wand. Nach Siegen wirst du als Messias gefeiert, als Heilsbringer fürs ganze Volk. Wenn du ein Spiel verlierst, bist du der Staatsfeind Nummer 1.“
Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, dem wir an dieser Stelle mit seiner Mannschaft einen guten Start in die WM wünschen, verbunden mit der Hoffnung darauf, dass er gefeiert werden möge.
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